Aus welchen Bibliotheken stammen die Möbelstücke?

Schreibtisch aus der Jugendbibliothek der Oblast Tschernihiw

In der Nacht des 11. März 2022 wurde das historische Bauwerk der Jugendbibliothek in Tschernihiw durch einen Raketenangriff zerstört. Bedeutung erlangte das im Stil der Neugotik errichtete Gebäude erstmals im Jahr 1902 mit der Eröffnung eines Museums zur ukrainischen Geschichte. Vasyl Tarnovsky, Mäzen, Sammler und Nachkomme einer Adelsfamilie, schenkte der Stadt Tschernihiw eine einzigartige Sammlung ukrainischer historischer und kultureller Objekte aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. Darüber hinaus enthielt die Sammlung kosakische Altertümer sowie Manuskripte, Kunstwerke und persönliche Gegenstände des ukrainischen Künstlers und Schriftstellers Taras Schewtschenko. 1978 wurde das Gebäude zur regionalen Jugendbibliothek von Tschernihiw umgewidmet und die Sammlung verschiedenen Museen übergeben.

Der hier gezeigte Tisch war der Arbeitsplatz des Bibliothekars. Hier wurden neu erworbene Bücher für die Nutzung vorbereitet.

Informationen und Fotos bereitgestellt durch die Bibliotheksdirektorin Maryna Knyr und das Ukrainian Institute.

Zwei Karteikästen aus der Mychajlo Kozjubynskyj Stadtbibliothek in Tschernihiw

Das Bibliotheksgebäude und seine Einrichtungen wurden am 27. Februar 2022 durch einen Raketenangriff erheblich zerstört. Das Dach wurde teilweise weggerissen und stürzte ein. Fenster, Außen- und Innentüren wurden vollständig zerstört, Treppen, Wände und Böden weisen Risse auf. Die Beleuchtungs- sowie die Heizungsanlage des Gebäudes wurden stark beschädigt. Rund 40 Prozent des Bibliotheksbestandes wurden vernichtet oder sind nicht mehr zur Nutzung geeignet. Dennoch arbeiten die Bibliothekar:innen in dem stark beschädigten Gebäude weiter, pflegen die erhaltenen Bestände und ermöglichen einen grundlegenden Nutzungsbetrieb.

Informationen und Fotos bereitgestellt von der Bibliotheksdirektorin Hanna Pushkar.

Zwei Stühle aus der Wladimir Korolenko Wissenschaftlichen Bibliothek der Region Tschernihiw

Am 30. März 2022 wurde das Gebäude der nach Wladimir Korolenko benannten Wissenschaftlichen Bibliothek der Region Tschernihiw durch Raketenangriff stark beschädigt. Sie ist die wichtigste und größte Bibliothek in der Region mit einem Bestand von zuletzt rund 868.000 Bänden. Das im frühen 20. Jahrhundert erbaute Gebäude, das ursprünglich als Firmensitz einer Bank diente, war nicht nur bei Nutzer:innen der Bibliothek ein beliebtes Fotomotiv. Durch das Bombardement stürzte das Dach des Gebäudes ein. Ein wesentlicher Teil der Bestände sowie der historische Konferenzsaal wurden dabei zerstört.

Die zwei Stühle gehörten zu Arbeitsplätzen, an denen der digitale Katalog der Abteilung für technische, naturwissenschaftliche und landwirtschaftliche Bestände gepflegt wurde.

Informationen und Fotos bereitgestellt durch die Bibliotheksdirektorin Mykhailivna Aliferenko.

Ein Holzstuhl aus der Stadtbibliothek in Shybene (Kyiv Oblast)

Das Dorf Shybene in der Oblast Kyiv wurde am 25. Februar 2022 durch russische Truppen besetzt. Die Bibliotheksräume wurden von den russischen Soldaten ab dem 2. März 2022 als Aufenthaltsort genutzt. Im Zuge des Rückzugs der russischen Truppen aus Shybene wurden zahlreiche Möbelstücke der Bibliothek sowie Holzdekorationen der Außenfassade verbrannt. Die Bibliothekar:innen stellten außerdem fest, dass Bücher russischer Autoren wie Scholochow und Tolstoi fehlten. Erst nach einer Minenräumung konnten das Bibliothekspersonal in das Gebäude zurückkehren, um den Wiederaufbau anzugehen.

Der hier gezeigte Holzstuhl ist eines der am besten erhaltenen Stücke des weitestgehend verbrannten Inventars.

Informationen und Fotos bereitgestellt durch die Bibliotheksmanagerin Kateryna Vaniuk.

Ein Schrank aus der Stadtbibliothek in Rozvazhiv (Kyiv Oblast)

Das Dorf Rozvazhiv in der Oblast Kyiv wurde am 16. März 2022 vorübergehend von russischen Truppen besetzt. Die Bibliothek diente ihnen als Aufenthaltsort. Beim Rückzug wurden zahlreiche Bücher und Einrichtungsgegenstände verbrannt. „Als ich die Bibliothek nach der Besetzung zum ersten Mal sah, war ich entsetzt über das Ausmaß der Zerstörung“, erinnert sich die Bibliothekarin Valentyna Ivanivna. „Ich hatte Angst, die Bibliothek zu betreten oder meinen Spind zu öffnen. Er hätte leicht mit Sprengstoff präpariert sein können, wie es russische Truppen beim Rückzug oft taten“. Im Zuge der Minenräumung wurde kein Sprengstoff in der Bibliothek gefunden, aber die Räumlichkeiten, Möbel und Bücher waren stark beschädigt.

Der hier gezeigte Schrank wurde von einem Bibliothekar zur Aufbewahrung einiger Notizbücher, ausgewählter Bücher und persönlicher Gegenstände genutzt.

Informationen und Fotos bereitgestellt durch die Bibliothekarin Valentyna Ivanivna.