Oper digital: Carl Maria von Weber

Der Freischütz

Ein Blick in die Welt von Carl Maria von Weber

Freischütz Digital

Der Hochzeit zwischen Agathe und Max steht ein zu bestehender Probeschuss im Wege – wen wundert’s angesichts dieser kuriosen Bedingung, dass Max sich von Kaspar verführen lässt, auf Nummer sicher zu gehen: Um Mitternacht gießen beide in der Wolfsschlucht mithilfe des teuflischen Samiel magische Freikugeln. Doch die Sache geht gründlich schief und der Schuss daneben… Aber natürlich siegen am Ende doch Tugend und Verzeihung.


Webers Freischütz verbreitete sich nach der Berliner Uraufführung 1821 rasend schnell über die Bühnen im In- und Ausland und ist bis heute ein Kassenschlager.

Freischütz Digital experimentiert mit neuartigen Zugängen zu den historischen Zeugnissen der Entstehung und Überlieferung dieser Oper (Texte, Noten, Audioaufnahmen).


„Viktoria können wir schießen. der Freyschütze hat ins Schwarze getroffen. […] Kein Mensch erinnert sich eine Oper so aufgenommen zu sehen.“ (Weber an Friedrich Kind, 21. Juni 1821)


Video: Kurze Einführung in „Freischütz Digital“ (5’47“).

Taktweiser Zugriff durch Edirom-Technik

Webers eigenhändiger Notentext

Freischütz Digital erschließt den auch auf der Website der Staatsbibliothek zugänglichen eigenhändigen Notentext der Partitur Webers durch taktweise Zugriffsmöglichkeiten in Verbindung mit einblendbaren Erläuterungen. So sind alle acht erhaltenen, von Weber versandten Partiturabschriften, sein gedruckter Klavierauszug und einige posthume Partiturdrucke zugänglich und zum einfachen Vergleichen Takt für Takt nebeneinander darstellbar.



Der Zugriff wird nachfolgend am Beispiel der Szene und Arie der Agathe (Nr. 8) veranschaulicht:

Im oberen Menü kann zum Beispiel eine Darstellung mit eingeblendeten Taktzahlen oder Anmerkungssymbolen angewählt werden, im unteren Menü ein seiten- oder taktweises Fortschreiten. Der Schieberegler daneben erlaubt Ein- und Auszoomen, die Zahlenbox eine direkte Taktanwahl. Durch Klick auf die eingeblendeten, bunten Icons öffnen sich Erläuterungen. Oben links ist unter Ansicht -> Rendering sogar eine ad hoc erzeugte, moderne Transkription des Notentextes zugänglich.

Die hierfür verwendeten Edirom-Tools sind ideale Hilfsmittel sowohl für das Erarbeiten von wissenschaftlich-kritischen Editionen als auch für das Studium der überlieferten Quellen.

Textgenetische Edition des Librettos

Ein vergleichender Blick
in die Textvorlagen

Die Edition des Librettos macht alle authentischen beziehungsweise von Weber autorisierten handschriftlichen und gedruckten Quellen in Faksimile und/oder Übertragung zugänglich, darunter Friedrich Kinds Manuskript, Kopistenabschriften für verschiedene Theater sowie etliche gedruckte Textbücher.


Dabei werden die Texte nicht nur beschrieben und chronologisch eingeordnet, sondern auch verschiedene genetische Textstadien innerhalb einer Quelle digital erschlossen. Überdies lassen sich Abweichungen von der Partitur oder von anderen Textquellen ablesen.


Das folgende Tool zeigt am Beispiel von Webers Handexemplar (das heißt der Textbuch-Kopie, die er beim Komponieren verwendete) einige Möglichkeiten des digitalen Zugangs auf.

Suche nach Querverbindungen

Topic Map Freischütz-Netzwerk

Anhand verschiedener Dramatisierungen des Freischütz-Stoffs, der zugrunde liegenden Erzählung aus dem Gespensterbuch und weiterer ‚Referenztexte‘ wurden charakteristische Namen und Begriffe sowie deren Varianten oder Entsprechungen in den Texten markiert. Mithilfe sogenannter Topic Maps (http://www.isotopicmaps.org/sam/sam-xtm/) sind diese Einträge systematisch festgehalten, kategorisiert und deren Beziehung zueinander definiert. Die einzelnen Topics (Schlagworte) sind am linken Rand alphabetisch aufgelistet und können individuell – mittels Mouseklick – aufgerufen werden.

Im Graph wird das Beziehungsgeflecht der Begriffe visualisiert (die Punkte lassen sich der besseren Lesbarkeit halber verschieben). Rechts daneben werden die mit dem Schlagwort assoziierten Topics sowie ihre Relationen aufgelistet und unter Fundstellen alle (per Klick auf der Website zugänglichen) Textquellen in chronologischer Anordnung genannt, die das Schlagwort, seine Varianten oder Entsprechungen enthalten.


Screencast: TopicMap-Anwendung des Projekts „Freischütz Digital” (1’14“).

Vergleich der musikalischen Interpretation

syncPlayer

Als Vorstufe eines leistungsfähigen Tools zum Interpretationsvergleich historischer oder neuerer Audio-Aufnahmen entstand der syncPlayer. Er parallelisiert taktgenau Audio und Notentext, das heißt beim Erklingen der Musik wird im Autograph automatisch umgeblättert beziehungsweise im Notenneusatz bewegt sich die Taktmarkierung synchron mit. Zugleich kann ohne Unterbrechung an jeder Stelle zwischen den Aufnahmen hin- und hergeschaltet werden.

Wählen Sie im nachfolgenden Beispiel eine der historischen Aufnahmen oder die eigens für dieses Projekt erstellte Einspielung der Hochschule für Musik Detmold (Bloemeke) an und entscheiden Sie sich für die Faksimile-Ansicht oder den ad hoc erzeugten Neusatz (Rendering). Starten Sie dann die Wiedergabe. Anschließend können Sie an jeder beliebigen Stelle durch Anwahl der unter Recordings gelisteten Aufnahmen taktgenau zu dieser Einspielung wechseln.

In einer Weiterentwicklung dieses Tools im Zentrum Musik – Edition – Medien ist inzwischen dort auch eine Steuerung durch die Anwahl der Takte im Notentext möglich.


Parallelisierung von Noten und Audio im syncPlayer

Eindringen in die Klangwelt

Single Microphone switcher

Hören Sie nun am Beispiel des Duetts Nr. 6 (Agathe/Ännchen) den Klang jedes einzelnen Instruments oder der Sängerinnen, indem Sie entsprechende Mikrofone anwählen. Aufgrund der Einschränkung des umgebenden Raumklangs ist das Ergebnis zwar ästhetisch unbefriedigend, erlaubt aber eine genaue Kontrolle der Stimmen und des Zusammenspiels.

Die bei der Aufnahme an der Hochschule für Musik Detmold durch Schallwände, Einzel- und Clipmikrofone angestrebte Isolierung von Instrumenten vom Gesamtklang diente den Audio Laboratories der Universität Erlangen zur Entwicklung von Algorithmen, mithilfe derer langfristig auch in historischen Aufnahmen ein nachträgliches horizontales oder vertikales Segmentieren (das heißt ein Strukturieren des Ablaufs oder Hervorheben einzelner Stimmen) möglich werden soll.

1. Klicken Sie auf ein Mikrofon und starten Sie die Wiedergabe.
2. Bewegen Sie sich mit Hilfe der Zeitleiste im unteren Bereich durch die Oper.
3. Kontrollieren Sie im unteren Bereich, welche Instrumente gerade spielen.