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Zeitungsgründungen und Zensurbestimmungen
Friedrich II. und die Presse
Die Berlinischen Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen wurden von dem Buchhändler und Verleger Johann Ambrosius Haude 1740 in Konkurrenz zu der damals bereits etablierten Vossischen Zeitung begründet. Nach Haudes Tod 1748 ging die Zeitung in den Besitz seines Teilhabers Johann Karl Spener und danach an dessen Sohn Johann Karl Philipp Spener über, weshalb sie auch Haude- und Spenersche Zeitung genannt wird. 1874 ging die Spenersche Zeitung in der Berliner Nationalzeitung auf.
Nachdem die Brüder Christoph (1575–1618) und Veit Frischmann (gest. 1662) ab 1617 die erste Zeitung in Berlin herausgegeben hatten, war das Zeitungswesen im 18. Jahrhundert dort bereits etabliert. 1721 erhielt der Verleger Johann Andreas Rüdiger von König Friedrich Wilhelm I. das Privileg, eine Zeitung zu publizieren. Sie trug den Titel Berlinische Privilegirte Zeitung und wurde später nach Rüdigers Schwiegersohn und Nachfolger Christian Friedrich Voß (1724–1795) in Vossische Zeitung umbenannt. Allerdings enthielt das Blatt in der Regierungszeit des ‚Soldatenkönigs‘ überwiegend belanglose Meldungen, da der Monarch alle kritischen Meinungsäußerungen sowie Berichte über die königliche Familie und seine eigenen Unternehmungen untersagt hatte.
Sein Sohn Friedrich stand schon als Kronprinz in Kontakt mit dem Buchhändler Johann Ambrosius Haude (1690–1748). Er besorgte dem Prinzen Bücher, deren Lektüre ihm sein Vater verboten hatte, und bewahrte sogar die private Bibliothek des Kronprinzen heimlich in seiner Buchhandlung auf. Kurz nach seiner Thronbesteigung im Jahr 1740 gab Friedrich II. Haude den Auftrag, zwei neue Zeitungen herauszugeben, eine in deutscher und eine in französischer Sprache. Die Berlinischen Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen wurden bald zu einer der bekanntesten Zeitungen der Stadt, während das französischsprachige Blatt mangels Nachfrage nach nur einem Jahr sein Erscheinen einstellen musste.
Friedrich II. sicherte der Presse zunächst weitgehende Zensurfreiheit zu. Dies veranlasste den Verleger Haude, in der ersten Nummer der Berlinischen Nachrichten ein Huldigungsgedicht auf den König zu veröffentlichen. Darin heißt es:
„Ich eile frölich zum Bemühn;
Der bange Zweifel muß entfliehn:
Die Huld erleichtert die Geschäfte.“
Allerdings wurde die „uneingeschränkte Zeitungszensur“ nach kritischen Berichten über den Schlesischen Krieg ab 1743 wieder eingeführt.
Friedrich II. griff mitunter auch direkt in die Berichterstattung ein. Da ihm die aktuellen Meldungen zu uninteressant erschienen, veröffentlichte er am 5. März 1767 sowohl in den Berlinischen Nachrichten von Staats- und Gelehrten Sachen als auch in der Berlinischen Privilegirten Zeitung einen fingierten Bericht über ein angebliches Unwetter am 27. Februar 1767 in Potsdam, bei dem „Dächer vom Hagel zerschmettert“, Fenster eingeschlagen und „in den Strassen grosse Klumpen von Hagel wie Kürbisse angetroffen“ wurden.
Anlässlich des Todes von Friedrich II. am 17. August 1786 wurde zwei Tage später in der Königlich privilegirten Berlinischen Zeitung von Staats- und Gelehrten Sachen ein Nachruf auf ihn veröffentlicht, in dem es im Stil königstreuer Ergebenheit heißt: „Sein Volk betete Ihn an, Europa sucht Ihm nachzuahmen, die Welt bewunderte Ihn und die Nachwelt wird erstaunt die Geschichte Seiner Thaten kaum glaublich finden.“