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Forschungsinfrastruktur für die Slawistik

Die Osteuropa-Abteilung


Auszra (Die Morgenröte), Tilžēje (Tilsit, heute Sowetsk/Kaliningrad), 1883–1886.

Die Osteuropa-Abteilung gehört zu den nach dem Zweiten Weltkrieg neu gegründeten Sonderabteilungen der Staatsbibliothek zu Berlin. Ihre Gründung erfolgte 1950 in Marburg. Die Abteilung betreut eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen osteuropäischer Literatur außerhalb der Region, wobei der fachliche Schwerpunkt in den Geistes- und Sozialwissenschaften liegt. 1951 übernahm die Osteuropa-Abteilung die Bibliothek des Göttinger Sprachwissenschaftlers Eduard Hermann (1863–1950). Diese bildete eine wichtige Grundlage für ihre Sammlungen und umfasste unter anderem wissenschaftliche Literatur aus und über den baltischen Sprachraum.



Zur Sammlung der Osteuropa-Abteilung gehört wissenschaftliche Literatur aus den Ländern Albanien, Bulgarien, Finnland, Griechenland, Zypern, Georgien, Kroatien, Slowenien, Bosnien und Herzegowina, Nordmazedonien, Serbien, Montenegro, Kosovo, Polen, Rumänien, Russland, den baltischen Ländern Estland, Lettland und Litauen, Weißrussland, Ukraine, Tschechische Republik, Slowakei, Ungarn und aus dem sorbischen Sprachraum in Deutschland. Die Osteuropa-Abteilung erwirbt hauptsächlich Literatur in den Originalsprachen, aber auch in westeuropäischen Sprachen über diese Länder. Heute umfasst die Osteuropa-Sammlung etwa 1,4 Millionen Bücher.

Eine Reihe besonderer Bestände bereichert
die Osteuropa-Sammlung:

  • Russisch-kirchenslawische Drucke des 16. bis 19. Jahrhunderts

  • Polonica-Sammlung

  • Russische Belletristik, Literatur, Kunst- und Kulturgeschichte der Jahre 1900 bis 1939 (insbesondere Avantgarde-Literatur), darunter auch in Berlin erschienene russische Drucke

  • Sonderbestände an Baltica aus den Nachlässen des litauischen Politikers Vilius Gaigalaitis (1870–1945) und des Göttinger Sprachwissenschaftlers Eduard Hermann (1863–1950)

  • Illustrierte Handschrift Berliner Missale in kirchenslawischer Sprache von 1402

  • Sammlung Wuk: wertvollste Sammlung alter serbischer Handschriften in Deutschland, benannt nach dem serbischen Philologen Vuk Stefanovic Karadzic (1787–1864)

  • Das niedersorbische Testament von Jakubica 1548: eine komplette Übersetzung des Neuen Testaments ins Niedersorbische



Friedrich Kurschat: Grammatik der litauischen Sprache, Halle, 1876.


Farbige Regionalkarte des litauischen Sprachgebiets in Kurschats Grammatik.


Mikławš Jakubica: Niedersorbisches Testament, 1548. Zum Digitalisat

Das Slavistik-Portal

Die Staatsbibliothek zu Berlin betreute von 1998 bis 2015 das Sondersammelgebiet Slawische Sprachen und Literaturen. Seit 2016 betreibt sie mit Förderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft den Fachinformationsdienst Slawistik. Die Grundlage bilden mehr als 1,4 Millionen Druckschriften der Osteuropa-Abteilung mit wertvollen Sonder- und Altbeständen.



Mittelpunkt des von der Osteuropa-Abteilung betreuten Fachinformationsdienstes Slawistik ist das Slavistik-Portal. Es richtet sich an Wissenschaftler und Studierende der Slawistik, an Lehrerinnen, Übersetzer, Journalistinnen, Kulturmanager und alle, die an Slawistik, slawischen Sprachen und Literaturen sowie slawischer Volkskunde interessiert sind.

Mit über 5.000 Besuchern pro Monat vor allem aus dem deutschsprachigen Raum versteht sich das Portal als zentrale Anlaufstelle für slawistikbezogene Forschung und Recherche im Internet. Bibliografische Daten und digitale Volltexte werden so umfassend wie möglich verfügbar gemacht, wobei die Suche in lateinischer und kyrillischer Schrift möglich ist. Der Suchraum erfährt eine ständige Erweiterung, zum Beispiel durch Neuerwerbungen, die Erfassung von Inhaltsverzeichnissen und die Einbindung elektronischer Quellen.

Seit Anfang Januar 2017 präsentiert sich das Slavistik-Portal im neuen, responsiven Design, das vor allem für die Recherche mit mobilen Geräten und Browsern aller Art optimiert ist.

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