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Bedeutende Quellensammlung zur Kinder-und Jugendliteratur
Die Kinder- und Jugendbuchabteilung
1951 wurde in der Deutschen Staatsbibliothek in Ostberlin eine wissenschaftliche Sonderabteilung für Kinder- und Jugendmedien gegründet. Der Bestand umfasst heute historische und moderne Kinder- und Jugendbücher aus aller Welt, Zeitschriften sowie Forschungsliteratur. Einen besonderen Schwerpunkt bildet die Sammlung alter deutscher Kinderbücher, die zu den umfangreichsten und bedeutendsten ihrer Art in Europa gehört. Darüber hinaus werden Bilderbogen, Plakate und Originalmaterialien zum Kinder- und Jugendbuch wie Manuskripte und Illustrationen gesammelt, sodass an repräsentativen Beispielen der Weg vom Entwurf bis zum fertigen Werk nachvollzogen werden kann.
Kinder- und Jugendbücher gehörten bis in unser Jahrhundert hinein nicht zu den Sammlungsgegenständen wissenschaftlicher Bibliotheken. Auch die als Pflicht- oder Geschenkexemplare eingehenden Kinderbücher wurden häufig nicht bearbeitet oder von den Bibliotheken auf Auktionen wieder veräußert. Die Missachtung dieser umfangreichen Literaturgattung hatte einen Mangel an Quellenmaterial zur Folge.
Mit der Entscheidung zur Gründung einer Spezialabteilung für Kinder- und Jugendliteratur in der Staatsbibliothek zu Berlin wurde der bisher vernachlässigten Literaturgruppe die verdiente Beachtung geschenkt und ihre Sammlung und Erschließung in einer wissenschaftlichen Bibliothek dauerhaft gesichert. Im Jahr 1978 wurde in der Abteilung mit der systematischen Sammlung von Originalillustrationen zur Kinder- und Jugendliteratur begonnen. Darüber hinaus werden Bilderbogen und Plakate zum Kinder- und Jugendbuch gesammelt.
Bei der Vereinigung der Deutschen Staatsbibliothek und der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz im Jahr 1992 blieb die Kinder- und Jugendbuchabteilung als selbstständige Sondersammlung erhalten. Damit wurde der Tatsache Rechnung getragen, dass mit der Abteilung ein bedeutender Spezialbestand von Kinder- und Jugendliteratur als Quelle für die Forschung geschaffen worden war.
Der historische Bestand enthält Bücher für Kinder aus fünf Jahrhunderten. Unter den ersten für Kinder gedruckten Bänden waren Zucht- und Betragensbücher wie Erasmus von Rotterdams De civilitate morum puerilium libellus (1537), ABC-Bücher, die zum Erlernen des Lesens und Schreibens dienten, Fabelsammlungen und Bücher zur religiösen Unterweisung der Kinder. Märchen, Erzählungen, Reimsammlungen und Sachbücher sind in repräsentativem Umfang vorhanden.
Zu den Schätzen der Abteilung gehören die Erstausgabe von Wilhelm Buschs Max und Moritz, frühe Struwwelpeter-Ausgaben (2. Auflage 1846), Struwwelpetriaden und viele, von namhaften Künstlern wie Ivan Bilibin, Walter Crane, Ernst Kreidolf, Ludwig Richter oder Walter Trier illustrierte Bilderbücher.