14
Die Bibliothek deutscher Privat- und Manuskriptdrucke
Max Herrmann und die
Preußische Staatsbibliothek
Privat- und Manuskriptdrucke erschienen nicht im Buchhandel, sondern wurden von Privatpersonen oder Firmen häufig im Selbstverlag in kleinen Auflagen gedruckt. Dazu zählten Vorabdrucke für Bühnenstücke, die zum Teil als Regiebücher für Inszenierungen genutzt wurden und handschriftliche Streichungen und Anmerkungen aufweisen. Diese Drucke geben nicht nur Einblick in die Aufführungspraxis, sondern wurden – wenn das Drama auf der Bühne nicht erfolgreich war – auch nie regulär gedruckt.
Unter dem Druck des NS-Regimes löste sich die Gesellschaft für deutsche Literatur unter dem Vorsitz von Max Herrmann 1938 selbst auf. Bereits 1906 war vertraglich vereinbart worden, dass das Eigentum an den Privat- und Manuskriptdrucken im Falle einer Auflösung der Gesellschaft der Königlichen Bibliothek übertragen werde. Der Zweite Weltkrieg mit seinen Bestandsauslagerungen hatte den Verlust des Großteils der Sammlung zur Folge. Aus der zuvor rund 15.000 Drucke umfassenden Sammlung sind heute nur circa 700 Bühnen- und Manuskriptdrucke erhalten. Da es keinen Rechtsnachfolger für die Gesellschaft gibt, sind die wenigen erhalten gebliebenen Exemplare heute in der Staatsbibliothek zu Berlin zugänglich.
Leben und Werk Max Herrmanns werden heute durch die Verleihung des Max-Herrmann-Preises der Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin e.V. gewürdigt.
Boykott jüdischer Benutzerinnen und Benutzer: Der Fall Max Herrmann
Als Professor etablierte Max Herrmann (1865–1942) die Theaterwissenschaft an der Berliner Universität und war der Königlichen Bibliothek als Benutzer und Förderer eng verbunden. Bereits mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde er jedoch seiner Professur zwangsenthoben. Nachdem Jüdinnen und Juden ab 1938 auch der Besuch von Bibliotheken verboten wurde, gestand die Preußische Staatsbibliothek Max Herrmann zwar bis 1941 zu, seine Forschungen fortzusetzen, er war aber verstärkt Repressalien ausgesetzt. So musste er lange Wartezeiten hinnehmen, ihm wurde der Zugang zum Lesesaal und später die Ausleihe nach Hause verwehrt. Ende 1942 wurde Max Herrmann nach Theresienstadt deportiert und verstarb dort kurz darauf.
Max Herrmann initiierte 1897 bei der Gesellschaft für deutsche Literatur die Gründung der Bibliothek deutscher Privat- und Manuskriptdrucke, die ab 1905 in der Königlichen Bibliothek, später Preußische Staatsbibliothek, zugänglich war.
Seine große Leistung bestand darin, Materialien zusammenzutragen, die sonst selten in Bibliotheken gelangten.