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Instrumente der mathematischen Geografie


Erdgloben

Berliner Globen
im 19. Jahrhundert

Die Herstellung von Globen entwickelte sich in Berlin aus drei Traditionen: Ende des 18. Jahrhunderts erstellte der Spielwarenhändler Ludwig Friedrich Catel einen ersten Erdglobus und verkaufte kleinformatige Globen vermutlich aus Nürnberger Produktion. Die gleiche Käufergruppe bedienten auch Schropp und die großen Globenverlage in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit kleinen Globen. Die kleinsten Exemplare für Puppenstuben hatten nur 2,5 cm Durchmesser.

1806 gründete August Zeune in Berlin eine der ersten Blindenschulen. Als Geograf produzierte er für seine Schüler erste Reliefgloben, die den Standort Berlin als weltweites Zentrum für Reliefgloben im 19. Jahrhundert etablierten.

Die dritte Traditionslinie stellen allgemein geografische Globen wie die hier abgebildeten dar. Es begann mit ersten kooperativen Projekten von Berliner Wissenschaftlern wie Daniel Friedrich Sotzmann oder Johann Elert Bode mit dem Verleger Johann Georg Franz in Nürnberg, einem traditionellen Zentrum der Globenherstellung.

Anfang des 19. Jahrhunderts übernahm der Verlag Schropp die Globen von Christian Gottlieb Riedig in Produktion. Schließlich machten die bedeutenden Verleger Dietrich Reimer, Ernst Schotte und Julius Heymann Berlin zu einem internationalen Zentrum der Globenproduktion.



Zu solchen geografischen Globen erschienen auch Anleitungen zur Handhabung wie die von Carl Brandan Mollweide von 1826 im Verlag Simon Schropp & Comp. (SLUB Dresden)

Der Traditionsverlag Simon Schropp

Beispiele für weitere Globen


Erdglobus des Schropp-Verlags mit 11 cm Durchmesser. SBB-PK / Hagen Immel. CC BY-NC-SA 4.0


Segmentsatz für den Erdglobus des Schropp-Verlags mit 11 cm Durchmesser. SBB-PK. Public Domain Mark 1.0


Segmentsatz für den Himmelsglobus des Schropp-Verlags mit 19 cm Durchmesser von Christian Gottlieb Riedig. SBB-PK. Public Domain Mark 1.0


Globen im Verlagsverzeichnis von Simon Schropp, 1846. SBB-PK. Public Domain Mark 1.0

Die Erdkugel von 8 Leipziger Zoll


Ein Beispiel für die
Funktionen alter Globen

Erd- und Himmelsgloben wurden seit dem 16. Jahrhundert meist in einem Gestell gelagert, das aus mehreren Ringen besteht. Diese Ringe waren mit unterschiedlichen Skalen ausgestattet, so dass eine Reihe von astronomischen Phänomenen in Zusammenhang mit der Erde eingestellt und demonstriert werden konnten. Der senkrecht um den Globus laufende Messingring ist der Meridianring (1). An ihm konnte die geografische Breite eines Ortes abgelesen werden, wenn man ihn genau unter den Ring drehte. Der hölzerne Horizontring (2), der den Globus wie ein kleiner Tisch umgibt, war ebenfalls mit einer Gradeinteilung versehen. Wichtiger aber waren zwei aufeinander bezogen Skalen, die den Kalender mit den Tierkreiszeichen und damit dem scheinbaren Sonnenlauf in Verbindung brachten. Auf dem Globus selbst war neben dem Gradnetz und der Ekliptik (3) um den Nordpol ein Ziffernblatt für 24 Stunden (4) aufgedruckt. Aus all diesen Angaben konnte man ermitteln, über welchem Ort der Erde die Sonne gerade senkrecht stand oder wann an einem bestimmten Tag an einem ausgewählten Ort die Sonne auf- oder unterging (wie wir in unserem Film demonstrieren).

1
2
3
4
1

Meridianring

2

Horizontring

3

Ekliptik

4

Ziffernblatt für 24 Stunden